Die Geschichte des Naikan

Die Naikan-Methode wurde in Japan von Ishin Yoshimoto (1916-1988) entwickelt.
Herr Yoshimoto war einerseits erfolgreicher Geschäftsmann und andererseits ein tief religiöser Mensch. Beide Aspekte seiner Persönlichkeit bildeten das Fundament für die Naikan-Methode.

 

Der spirituelle Hintergrund:

Herr Yoshimoto war gläubiger Buddhist der Jodo-Shin-Schule. Er suchte auf seinem spirituellen Weg viele Lehrer auf und unterzog sich verschiedenen buddhistischen Übungen. Eine strenge buddhistische Übung, die er mehrmals praktizierte, war Mishirabe. In Mishirabe zieht man sich zurück, man isst nicht, trinkt nicht, schläft nicht, und stellt sich nur die Frage nach dem Sinn des Lebens: Wohin gehe ich nach dem Tod? Ishin Yoshimoto fand nach mehrmaliger Übung die Antwort, in buddhistischen Worten: Er fand Satori, Erleuchtung.

Es entstand in ihm das tiefe Bedürfnis, eine Praxismethode zu finden, die für alle Menschen machbar ist und bei der man tiefe spirituelle Erfahrungen machen kann, ohne wie bei Mishirabe den Körper strengen Entbehrungen zu unterziehen. Außerdem wollte er eine Methode entwickeln, die an keine Religion gebunden ist.

Der wirtschaftliche Hintergrund:

Bei der Entwicklung der Naikan-Methode griff er auf seine Erfahrungen als Geschäftsmann zurück. Im Betrieb führt man Buch über Einnahmen und Ausgaben, man kontrolliert, ob die Bilanz ausgeglichen ist. Dieses Prinzip legte er auf soziale Beziehungen um:

Was habe ich von einem Menschen bekommen, was hat er für mich getan?
Was habe ich ihm gegeben, für ihn getan?

Wie Herr Yoshimoto die dritte Naikan-Frage entwickelt hat, ist nicht historisch belegt. Möglicherweise hat auch sie ihren Ursprung im geschäftlichen Denken, denn man überprüft im Unternehmen ebenfalls, welche Schwachstellen und Störfaktoren es gibt. Daraus könnte die Frage abgeleitet sein:

Welche Schwierigkeiten habe ich einem Menschen verursacht?

Es gibt jedoch auch die Hypothese, dass die 3. Frage ebenfalls aus der Jodo-Shin-Buddhistischen Geisteshaltung kommt.

Verbreitung von NAIKAN:

Ishin Yoshimoto leitete Naikan zuerst mit seinen Angestellten. Naikan verbreitete sich ab 1955 in japanischen Gefängnissen. Im Gefängnis hat diese Methode bis heute großen Erfolg, so baut gerade China ein landesweites Netz an Gefängnissen aus, in denen Naikan angeboten wird. Die Strafgefangenen entdeckten etwas für sie Neues: die heilende Kraft der Dankbarkeit und Versöhnung. Laut Statistik wird in Japan knapp die Hälfte der Strafgefangenen nach ihrer Entlassung irgendwann wieder straffällig. Doch bei Strafgefangenen, die Naikan geübt hatten, war es nur etwa ein Fünftel. Ein Professor für Strafrecht, Prof. Akira Ishii, trug schließlich entscheidend zur Verbreitung von Naikan bei. Nach seiner Zählung hatten in den ersten zwanzig Jahren, nachdem die Methode in einigen japanischen Gefängnissen eingeführt worden war, etwa 100.000 Strafgefangene Naikan geübt. In Deutschland wird Naikan seit 2001 in 11 Haftanstalten v.a. Norddeutschlands angeboten und die Zahlen bezüglich der Rückfälligkeit belegen Ähnliches.

Ishin Yoshimoto leitete sein Naikan-Zentrum gemeinsam mit seiner Frau Kinuko Yoshimoto. Anfang der 70er Jahre entstanden in Japan weitere Naikan-Zentren, in den späten 70er Jahren kam Naikan nach Europa. Vor allem Prof. Akira Ishii ist es zu verdanken, dass Naikan in vielen Ländern der Welt bekannt wird. So enstanden in Europa Ende der 80er Jahre das Naikanzentrum in Tarmstedt (Gerald Steinke) und in Österreich das Naikanhaus (Josef und Helga Hartl- Margreiter). In dieser Tradition steht auch Sanko-ji.